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Sheila auf der Figurencouch



In letzter Zeit bin ich öfter nach neuen Kleinigkeiten aus dem Drachenkind gefragt worden. Außerdem hatte ich euch schon länger angekündigt, mal wieder ein Figureninterview zu posten. Also schlage ich heute zwei Fliegen mit einer Klappe und präsentiere: Sheila, die in England lebende Menschenfrau und Kurzzeit-Partnerin von Teal, die mir vor einiger Zeit schon Rede und Antwort gestanden hat, warum ihr Auftritt in "Weltenbrand" so sein musste, wie er schlussendlich war. Entstanden ist es kurz nach dem Moment, wo Sheila Teal im Wald kennenlernt, er sie nach Hause bringt und sie sich innerhalb eines Wimpernschlags komplett verändert - vom Opfer hin zur Jägerin. *schnurrrrrr*


Ich möchte betonen, dass diese Figureninterviews natürlich die schlimmstmöglichen Spoiler enthalten, das liegt in der Natur der Sache, wenn sie darüber reden, weshalb und warum sie etwas tun! :D


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Tanja: Ich verstehe dich nicht, Sheila! Ich dachte, du bist sportlich, aber eben doch auch eine Frau. Wie kommt es, dass du so plötzlich in diesen völlig anderen Modus schaltest? Ich dachte, Teal und du, ihr geht vom Sofa direkt ins Bett, bleibt so dreckig wie ihr seid und redet einfach noch bis tief in die Nacht?


Sheila: Glaubst du, es gibt nur Frauen ohne Sexdrive?


T: Nein, aber das hätte sich doch alles langsam entwickeln dürfen. Ganz behutsam. Du bist immerhin gerade von Drachen angegriffen worden?!


S: Manche Leute brauchen nach einem Schock aber eine Ablenkung. Etwas Schönes. Das wollte ich mir erschleichen - mit der bewährten, weiblichen Methode. Aber sie funktioniert ja wie ich gesehen habe nicht bei Teal, also habe ich umdisponiert.


T: Das ist ... komplett kalt und berechnend!


S: Und sehr selbstbewusst und lebensbejahend.


T: Ja... schon. Wie viele Leute hattest du denn schon im Bett? Damit ich das künftig besser einschätzen kann.


S: Nach meinem Ex Jonathan? Erstmal keinen. Vor ihm. Viele viele. Ich bin jung, ich sehe gut aus, ich nehme die Pille. Ich verwende Kondome gegen Krankheiten. Ich habe mein eigenes Geld, meine eigene Wohnung und lebe in einem freien Land. Ich kann mich verteidigen im Ernstfall, das habe ich sogar schon bewiesen. Was zur Hölle sollte mich davon abhalten, mir das zu nehmen, was ich begehre?


T: Na schön, du hast ja recht. Wollen wir dann weitermachen im Text? Wir müssen dringend die Kletter-Szene anpassen, um noch besser herauszuarbeiten, wie du tickst.


S: Okay.


T: Du hast mich ganz schön geschockt, weißt du?


S: Ich bin nicht dazu da, damit du mich gut leiden kannst.


T: Chapeau. Sag mal, magst du Teal überhaupt? Habe ich dich am Ende vielleicht in diese Sache hinein gedrängt, ohne es zu wollen?


S: Doch doch, Teal gefällt mir. Und ein Baby wollte ich schon länger! Wirklich! Aber ich brauche eben auch viiiiel Freiraum. Deshalb war das Vater-Mutter-Kind-Ding erstmal außen vor. Aber da Teal ohnehin nicht richtig bei Fenja und mir leben kann und ich meine Tochter und ihn dann verlasse, funktioniert es für alle.


T: Dass du stirbst, ist so unendlich traurig! Ich wollte das nicht so! Muss das so kommen? Geht es nicht anders?


S: Nein, so ist der Lauf der Dinge. Mein Part ist erfüllt und ich muss gehen.


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Tatsächlich ist dieses Interview schon zwei Jahre alt. An meinen Fragen kann man sehen, dass ich damals mitten in ihrem Teil der Geschichte war und das Bedürfnis hatte, mich mal mit ihr auszusprechen. Ein gut gehütetes Problem von Entdeckungsschreibern ist nämlich der Umstand, dass sie nicht gut mit stark wandelbaren Charakteren klar kommen ... also ich zumindest nicht. Ich sitze dann vor dem Manuskript und habe das Gefühl, jemand neues hätte sich eingeschlichen. Da die Figuren sich mir sehr selten namentlich vorstellen, bevor sie mich vollquatschen, ist das eine für mich ziemlich reale Gefahr. Und weil ich ein sehr direkter Mensch bin, gehe ich halt dann hin und frage nach! :D Was bleibt mir auch sonst? Ich muss "mit dem Flow gehen", ich habe gar keine andere Wahl Und Sheilas Flow war so ganz anders als der, den ich für sie vorgesehen hatte. *hihihi*


Ihr könntet mir nun vorwerfen, dass das Gespräch zwischen Sheila und mir ziemlich abrupt endet. Und ihr hättet recht. Tja.... Kennt ihr das, wenn ihr am Telefon gerade mitten in einer längeren Sache seid und der andere legt auf? Sowas können Buchfiguren auch. Sie verschwinden, wenn sie ihren Part gesagt haben! PUFF, weg! Das ist frustrierend und ich war noch tagelang auf 180 (deswegen und überhaupt wegen ihres Todes), aber es hilft nicht. Man muss nehmen was kommt, wann es kommt. Umplanen? Figuren rausstreichen? Szenen oder Figuren verbiegen? Haha... you wish.


Ich kann also nur hoffen, dass euch dieser kleine Einblick gefallen hat. Ich gebe zu, das Interview ist recht kurz, aber versetzt euch mal in meine Situation in dem Moment und stellt euch vor, die Leute, die ihr ""erfunden"" habt, werfen euch solche Dinge an den Kopf.


Und wenn ihr - wie ich - davon überzeugt seid, dass die Figuren in Büchern gar nicht so ausgedacht sind, wie es uns die Schulweisheit lehrt, dann darf ich auf Band drei und vier der Muse verweisen, in denen diese Themen weitergehend von April persönlich behandelt werden.

Und auf das Buch, das nach der Muse kommen und dieses Konzept in aller Tiefe aufgreifen wird...............

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