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Mein Erfolgsrezept? Ich zweifle nicht!

Aktualisiert: 10. Apr. 2019

So langsam aber sicher kommen Leute auf mich zu, die fragen, “wie ich das alles mache mit dem Autor sein.” Und nach den ersten Kopfkratz-Momenten und viiiiiel Herumstöbern in Facebook-Autorengruppen bin ich – glaube ich – drauf gekommen, was diese Leute meinen könnten. Die Frage, die sie stellen, ist nämlich eigentlich: “Hast du keine Angst?"




Ja genau. Woher nehme ich eigentlich die Chuzpe, meine Gedanken aufzuschreiben, das Ganze drucken zu lassen und unter die Leute zu bringen? Warum hänge ich nicht wie andere 15 Jahre in Überarbeitungsschleifen und schreibe mein Debüt mindestens vier Mal um?” Ganz einfach:


Ich zweifle nicht.


Das klingt jetzt total hochgestochen und auch nen guten Schuss arrogant, aber lasst mich das weiter ausführen, ok?


Ich weiß, ich weiß. Wir Schreiberlinge (und überhaupt: wir Kreative) sind alle irgendwie unnormale Einzelgänger. Sozial nicht überlebensfähig und selten im Tageslicht anzutreffen. Wir sind lieber mit Kuscheldecke und/oder Katze allein Zuhause und erträumen uns eine Art von Erfolg, die wir als sozial schwache und menschenscheue Wesen gar nicht ertragen könnten. Also legen wir uns selbst Steine in den Weg. Sichtbare und unsichtbare. Denken so lange, was andere über uns denken und sagen könnten, dass wir unser Leben nur träumen, unsere Manuskripte in Schubladen versauern lassen und aufgrund unserer nagenden Zweifel nie was wagen. Korrekt?

Entschuldigung, aber: Was ist denn das bitte für ein Bullshit?


JA, auch ich bin sozial inkompetent. Fragt meinen Freundeskreis und meinen Ehemann. Ja, ich bin unheimlich gern allein. Ich hasse zwar Katzen (ja… ehrlich. Ich HASSE Katzen. Nicht genug um sie zu vergiften oder so, aber ich kann einfach nichts anfangen mit den Viechern!), aber ansonsten trifft quasi jedes oben genannte Klischee auf mich zu. ABER: Meine Mama (oder Gott oder der Teufel oder irgendwer dazwischen oder alle zusammen) hat mir auch einen astreinen Trotz mitgegeben, von dem ich oft zehre. Zehren muss. Zehren will. Und ein Baustein dieses Trotzes sagt mit wunderbarer Regelmäßigkeit: “Fuck it, alle anderen kochen auch nur mit Wasser!” Der wesentlich größere Teil allerdings drückt sich gewählter aus, nennt sich Intuition und sitzt in meinem Bauchgehirn (ja, das gibt es, schlagt es zur Not nach) – und der Teil hat in meinem Leben schlicht und ergreifend das Sagen.


Meine Intuition habe ich seit meinem 18. Lebensjahr mit viel Geduld und Spucke trainiert. Und ich lasse die Ausrede nicht gelten, ihr hättet keine. Jeder Mensch hat eine Intuition, die ist nur meistens untrainiert und von der logischen Hirnseite 12.000 Mal zu oft zu Boden geschlagen worden, um noch zu funktionieren. Wenn sie aber funktioniert (und das tut sie bei Hochsensitiven tendenziell besonders gut), wirkt sie echte Wunder. Wer schon einmal auf einer Lesung von mir oder auf einem Litcamp-Vortrag von mir war, der weiß, dass ich offen darüber spreche, dass ich intuitiv schreibe. Wer Elizabeth Gilberts “Big Magic” gelesen hat, der weiß, von welchem Prinzip ich spreche.

Ich spreche davon, nicht zu hinterfragen, warum eure Ideen (und besonders eure Buch-Figuren) ein Eigenleben entwickeln oder von Anfang an mitbringen. Lasst sie machen. Ich spreche davon, hinzuhören, wenn eure innere Alarmglocke angeht – im Alltag und im kreativen Bereich. Lasst doch eure Figuren handeln und sprechen, wie sie wollen. Hört doch einfach mal hin, wenn alles in euch schreit: “Geh heute nicht dort lang!!!” Und dann, wenn ihr das eine Weile relativ erfolgreich gemacht habt… dann hört auf zu zweifeln. Zweifeln ist Kreativität, die ins Negative umgeschlagen ist und euch auf hundert Arten vor Augen führt, was wie falsch laufen könnte.


Ein wunderbares, kleines Beispiel aus meinem momentanen Alltag:

Das Hörbuch vom Drachenkind ist immer noch nicht erhältlich. Das hat nach dem Hickhack mit dem ersten Vertrieb (feiyr), mit dem zweiten Vertrieb (recordJet) und dem dritten Vertrieb (Audible) zu tun, mit denen ich mich herumgeschlagen habe bzw. noch herumschlage. Jeden zweiten Tag sieht es so aus, als wären 7 Monate Arbeit von Sprecherin und Produzent sinnlos gewesen und das Hörbuch kommt nie zu den richtigen Verkaufskanälen. Jeden Tag neue Hiobsbotschaften. Die Zusammenarbeit mit feiyr habe ich abgebrochen, weil meine innere Stimme regelrecht Amok gelaufen ist – und es war eine gute Entscheidung. Hat mich Geld gekostet, aber war gut. RecordJet hat nun die Zusammenarbeit mit mir aufgekündigt, ganz hopplahopp. (Trotzdem übrigens meine wärmste Empfehlung. Für Musik statt Hörbücher sicher ein super Laden mit FAIREN KONDITIONEN!!!) Es bleibt Audible, die bisher einen sehr guten Eindruck machen. Es ist halt viiiiel hin und her und zurück und doch anders. Dennoch: Ich zweifle nicht daran, dass dieser Weg so seinen Sinn hat. Ich zweifle keine Minute daran, dass das Hörbuch zu haben sein wird, wenn die Zeit dafür reif ist.


Ich weiß schon, was ihr jetzt denkt. Wie zur Hölle trainiert man denn nun seine Intuition? Das kann ich euch auch nicht so genau sagen, denn jeder Mensch ist nunmal anders. Aber ich kann euch sagen, was nicht funktioniert: Weiter nachdenken. Weil Nachdenken per Defintion die logische Gehirnhälfte in Haft nimmt. Die ist toll und großartig für so Fragen wie: “Wenn ich von A nach B möchte, muss ich mich erst in mein Auto setzen oder erst mein Gepäck einladen?” Logik ist toll und hat uns gute Dienste geleistet auf dem Weg vom aufrecht laufenden Affen zum kreativen Menschen. Aber für viele, viele Fragen im Leben ist die Logik einfach der falsche Ansprechpartner. Zum Beispiel für so Fragen wie: “Sollte ich ein Buch schreiben?”, “Sollte ich meiner Figur über den Mund fahren, weil sie nicht das sagt, was ich geplant habe?” oder “Braucht die Welt denn noch ein weiteres (Kunst-)werk?” All solche Fragen kann euch nur eure Intuition beantworten. Die ist für solche Themen zuständig. Also hört einfach mal hin, ihr werdet überrascht sein. Und wenn sie ein bisschen trainiert ist und euch nicht gerade dazu anstachelt, der nächste Hannibal Lecter zu werden….. hört auf, an ihr zu zweifeln. hätte ich ja 400 böse Emails bekommen müssen *schluck*). Deshalb ein dickes Danke an alle, die für mich querlesen, meine Plot-Sorgen anhören, mir Fehler melden, mir rührende Fan-Mails schreiben und meine Bücher unermüdlich weiterempfehlen – all diese Dinge retten gerade Selfpublishern regelmäßig den Hintern!

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