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Das magischste - aber komplizierteste - Puzzle meines Lebens


Es ist ja schon lange kein Geheimnis mehr, dass mein Workflow etwas anders ist als bei den meisten anderen Autoren. Weil es deswegen immer wieder Rückfragen gibt - und weil ich in letzter Zeit sehr viel über mich selbst und meine Projekte gelernt habe - war es Zeit für diesen Artikel.


1.000 Teile - kein Plan

Ich bin Entdeckungsschreiberin [engl. discovery writer], das ist mal völlig klar. Das bedeutet: Ich denke immer nur eine Szene weit, so lange ich an einem Entwurf arbeite. Ich kann mittlerweile Plotten und die 7-Punkt-Methode fällt mir auch leicht, aber weder die Drachenkind-Chronik noch die Muse wurde entlang dieses Story-Skeletts entwickelt. Ich bin zudem diplomierte Schreiberin und habe ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was ich meinem Leser am Ende in die Hand geben muss. Will heißen: Ich schreibe vielleicht ohne Plan, aber ich veröffentliche nicht ohne. ;)

Trotzdem: Im eigentlichen Schreibprozess, wenn über kurz oder lang die Szenen und Kapitel entstehen, folge ich keinem (mir bewussten) Plan. Am Ende bedeutet das: Ich sitze vor hunderten bis tausenden kleinen Puzzleteilen. Jedes wunderhübsch bemalt, in sich sinnvoll und wichtig und mit Feder und Nut zum einpassen in das restliche Puzzle ... ICH WEISS NUR NICHT, AN WELCHER STELLE. Ich habe meist eine Idee, denn schließlich muss es erst regnen, bevor meine Figur nass zu Hause durch die Tür kommen kann, aber am Ende des Tages muss ich raten und puzzeln. Das dauert leider seine Zeit.


Macht mir das Angst? Ja und Nein


Wie ich auf Lesungen oft sage, bilde ich mir nicht ein, ein solches Projekt mit irgendeiner unterbewussten Art von Intelligenz und Planung gänzlich allein zu schaukeln. Ich halte es da vielmehr mit einem äußerst interessanten Ansatz aus "Gespräche mit Gott", denn dort wird die philosophische Möglichkeit besprochen, ob der Mensch überhaupt irgendetwas denken kann, das nicht aus dem Großen Ganzen (a.k.a. Gott) kommt. Ich will das hier gar nicht weiter auswalzen, denn alleine über diesen Ansatz könnte man eine Buchreihe schreiben, aber ich bin ganz ehrlich: Es klingt für mich stimmig. Und es macht mir auch keine Angst. Ich hätte kein Problem damit, ""nur"" denken zu können, was das (nach allgemeiner Auffassung) großartigste und mächtigste "Wesen" des Universums auch denken kann. Wer irgendeinem Glauben an das Göttliche anhängt, der weiß von der Grenzenlosigkeit dieser Weisheit und dieser Energie, und damit ist das menschliche Argument sowieso hinfällig. Denn: Es gibt ja nichts, was Gott nicht denken kann. Es gibt auch nichts, was ein Mensch nicht denken oder sich nicht einfallen lassen kann - ob mit Gott oder ohne. Es ist also egal! Und es macht mich auch nicht zu etwas Besonderem. Jeder hat den gleichen Zugang wie ich, wenn er möchte. Aber ich schweife ab. ;)


Warum dauert dann immer alles so lange? Warum plötzliche Änderungen und "Fehler"?

Ganz einfach: Weil ich nur ein Mensch bin und meine Figuren zwar fleißig erzählen, aber nie gleich mit dem kompletten Konstrukt, dem "big picture", auf mich zukommen. [Die Schweine ;) ] So simpel ist die Sache. Ich kann - siehe oben - also gar nicht abschätzen, wann die Geschichte genug angewachsen ist, um ein eigener Band der Reihe zu werden, oder wie viel noch kommen wird. Deshalb gab es den Split. Deshalb ist aus dem blauen Cover mit Kind und Titel "Sturmzeit" jetzt ein gelbes Cover mit Titel "Weltenbrand" geworden. Weil ich mich (viel zu spät, wie ich bemerken musste) damit auseinandersetzen musste, was technisch geht (Seitenzahlen, Leimung, Druck, Kosten, Kalkulation), was für die Geschichte geht (Storybogen, Akte, Struktur, Menge) und was ich möchte (davon leben, spätestens alle zwei Jahre veröffentlichen).


Fazit?

Ganz einfach: Als Selfpublisherin lerne ich noch. Aber ich habe auch den großen Vorteil, dass mir niemand (außer euch Lesern vielleicht ;) ) ernsthaft in meine Arbeitsweise hineinreden kann. Ich muss dem Verlag kein in Stein gemeißeltes Exposé abliefern und mich 7 Jahre an jedes Wort halten. Ich muss meinen Flow nicht abwürgen aufgrund äußerer Umstände. Ich kann genau das tun, was der Story (und mir) gut tut. Und wenn ich eines nicht verloren habe, dann meinen kreativen Funken. Glaubt mir, dem geht's suuuuuper! :D Es ist sogar äußerst wahrscheinlich, dass ich 2019 nicht nur die nächste Muse (quasi fertig) und "Sturmzeit" (dreiviertels fertig?) herausbringe, sondern auch noch eine süße kleine Kurzgeschichten- und Sagensammlung aus der Drachenkind-Welt. Nichts Riesiges, mehr so ein Appetithappen.

Allerdings nehme ich mir, wenn "Weltenbrand" in 4-5 Wochen erschienen ist, erstmal eine kleine Auszeit. Ihr wisst schon, am Wochenende NICHT arbeiten und solche Dinge. Mal sehen, wie lange das klappt. (Spoiler: Es klappt nie, weil die nächsten Figuren dann merken, dass man ja "nix" zu tun hat. :D )


So long,

eure Tanja


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