Aber ich fand es überaus wichtig, das Kind endlich mal beim Namen zu nennen, denn es ist oft ein regelrechter Befreiungsschlag für Betroffene, das Persönlichkeitsmerkmal Hochsensitivität bei sich selbst zu erkennen. Zu der Freude, endlich eine Erklärung für das Gewirr im eigenen Kopf zu haben, gesellt sich aber auch schnell Ernüchterung. Hochsensitivität bedeutet - negativ formuliert - schlicht und einfach: zu empfindlich, nicht mit einem dicken Fell ausgerüstet, sehr schnell überreizt, nicht abhärtbar. Man kann sich diese Art des Seins weder abtrainieren noch verkneifen.
Persönlichkeitsmerkmale sind nicht verhandelbar.

Also? Mach ich was draus!
Außerdem: Die Hochsensitivität (HS) hat (wie jedes Persönlichkeitsmerkmal) auch Vorteile, wenn man bereit ist, die zu entdecken. Deshalb erkunde ich die positiven und negativen Seiten dieses Merkmals in meinen Geschichten. Es ist mir wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass die fein ausgeprägten (fünf bis sieben) Sinne auch tiefstes Mitgefühl ermöglichen, denn das Leiden anderer ist für Hochsensitive oft im wahrsten Sinne des wortes offenSICHTlich. Dass HS keine Krankheit, keine Neurose, ja nicht einmal eine Diagnose darstellt und mit absoluter Sicherheit keine Einbildung der Betroffenen ist. Ich persönlich halte meine feinen Sinne zudem für eine gute Basis meiner Arbeitsweise (mehr dazu weiter unten).

Prägende Themen meines Romans sind Liebe, Ehrlichkeit, Vergebung und die Auseinandersetzung mit der “Anderswelt”. Ich hoffe, damit einen bescheidenen Beitrag zu leisten, damit Hochsensitive sich selbst erkennen, sie sich mit Normalfühligen besser verstehen können und besser aufeinander achtgeben. Auf Lesungen sage ich deshalb gerne: »Wenn nur eine Person in diesem Raum heute für sich bestätigen kann, dass sie hochsensitiv ist; wenn nur eine Person heute Abend ein neues Vokabular für das Zuviel im eigenen Kopf findet, dann habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte.«
(Das bedeutet übrigens nicht, dass man meine Bücher nur genießen kann, wenn man sich zur Gruppe der ‘zart besaiteten’ zählt. Die meisten Menschen haben sogar mit Sicherheit schon Romane gelesen, in denen sensitive Figuren vorkamen. Eine interessante Liste dazu kann man hier einsehen! http://www.hochsensibel.org/startseite/literatur.php)

​Wohin geht die Reise? Was ist mein Plan?
Ganz ehrlich? Ich habe keinen! Na ja, keinen in Stein gemeißelten. :)
Ich bin ich eine sogenannte »Entdeckungsschreiberin«. Das bedeutet, dass ich mich zu großen Teilen von meinen Figuren durch die Geschichte leiten lasse. Anfang 2009, als ich die ersten Seiten meines Debütromans »Feuertaufe« nach einem außergewöhnlich echt wirkenden Traum aufgeschrieben habe, hatte ich keine Ahnung, wohin die Reise gehen würde. Keinen Plot, wirklich nichts. Ich habe die längste Zeit nicht einmal den Plan verfolgt, dieses Buch jemals zu veröffentlichen. Das war nicht sein Daseinszweck. Schreiben war etwas, das ich nur für mich selbst tue und nur, wenn mich die Kreativität beißt. ;)

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​Aber es kam der Tag, an dem sich meine Figuren schlichtweg damit durchsetzten, dass ich veröffentlichen würde. Durch die Blume wurde mir zu der Zeit eröffnet, dass mir sonst eben nichts mehr erzählt wird. Pistole und Brust und so, ganz klassisch. Hätte mir überdies jemand vor zehn Jahren  gesagt, dass ich mal so dicke Bücher schreibe, hätte ich denjenigen ganz schön ausgelacht!

Wo es mich wohl noch hin verschlägt die nächsten Jahre? Ob meine Bücher wirklich bekannt werden? Ich wünsche es mir natürlich. Aber selbst, wenn meine Geschichten keine größeren Kreise ziehen, werde ich nicht aufhören, sie niederzuschreiben. Manche Leute sagen, Künstler ist man, wenn man nicht anders kann, als seine Werke zu manifestieren. Ich denke (und ich fürchte), dass diese Definition auf mich zutrifft. Ich habe es weiter oben schon angemerkt, möchte es aber noch einmal deutlich machen: Ich schreibe diese Geschichten zwar auf, aber ich habe sie nicht in der Hand. Noch weniger habe ich meine Figuren "an der Leine" oder unter Kontrolle. Warum? Weil sie unabhängig von mir existieren.

 

Jeder, der sich schon eingehend mit Kreativität als Phänomen beschäftigt hat, kann die Einsicht bestätigen, dass etwas oder jemand anderes unsere Ideen und kreativen Zustände steuert - aber die Wenigsten beschäftigen sich weiter damit oder geben das so offen zu. Ich möchte deshalb vor allem auch Hoffnung machen, dass hochkreative Zustände und Schaffensphasen, in denen man das Gefühl hat, gelenkt zu werden, normal für das menschliche Bewusstsein sind und mit etwas Verständnis der Materie genau so leicht herbeigeführt werden können wie Entspannung oder Schlaf.

In den nächsten Jahren hoffe ich, mich diesem Thema noch viel eingehender widmen zu können.

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